
Die Wahl der Verhütung ist mehr als ein Rezept vom Arzt – es ist ein zentraler Baustein Ihrer persönlichen Lebens- und Gesundheitsplanung.
- Hormonelle Nebenwirkungen betreffen nicht nur den Körper, sondern nachweislich auch Psyche und Libido.
- Die langfristigen Kosten unterscheiden sich massiv, besonders nach dem 22. Geburtstag, wenn die Kassenleistung endet.
- Hormonfreie Methoden wie NFP sind bei korrekter Anwendung so sicher wie die Pille und werden durch zertifizierte Apps unterstützt.
Empfehlung: Bewerten Sie Ihre aktuelle Methode nicht nur nach Sicherheit, sondern auch nach Passgenauigkeit zu Ihrer Lebensphase, Ihrem Wohlbefinden und Ihrem Budget.
Die Entscheidung für eine Verhütungsmethode fühlt sich oft an wie eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Pille gilt als einfach und sicher, doch die Sorgen vor hormonellen Nebenwirkungen wachsen. Hormonfreie Alternativen klingen nach „mehr Natur“, aber wie sicher sind sie wirklich? Und was ist mit den Kosten, der Anwendung im Alltag oder dem Einfluss auf die Libido? Viele Frauen fühlen sich mit diesen Fragen alleingelassen, gefangen zwischen der knappen Zeit in der gynäkologischen Praxis und den widersprüchlichen Informationen im Internet.
Die üblichen Ratschläge – „Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin“ oder „Jede Frau ist anders“ – sind zwar richtig, aber selten eine konkrete Hilfe. Sie übersehen einen entscheidenden Punkt: Verhütung ist keine statische, einmalige Entscheidung. Sie ist ein dynamischer Prozess, der sich mit Ihnen und Ihrem Leben verändern sollte. Eine Methode, die mit 20 perfekt war, passt vielleicht mit 30 im festen Job und mit konkretem Kinderwunsch nicht mehr. Die wahre Kunst liegt nicht darin, die eine „perfekte“ Methode zu finden, sondern diejenige, die jetzt gerade am besten zu Ihrer individuellen Lebensrealität, Ihrem Körpergefühl und Ihrer Beziehungsdynamik passt.
Dieser Artikel bricht mit der reinen Auflistung von Vor- und Nachteilen. Er ist ein Kompass, der Ihnen hilft, Ihre eigene „Verhütungsbiografie“ bewusst zu gestalten. Wir beleuchten die oft vernachlässigten „weichen“ Faktoren wie Stimmung und Wohlbefinden gleichberechtigt neben den „harten“ Fakten wie dem Pearl-Index und den Kosten. So erhalten Sie das Rüstzeug, um eine selbstbestimmte und informierte Entscheidung zu treffen, die über das nächste Rezept hinausgeht und Ihre ganzheitliche Gesundheit in den Mittelpunkt stellt.
Für alle, die einen schnellen visuellen Überblick bevorzugen, fasst das folgende Video die wesentlichen Kostenpunkte der gängigsten Verhütungsmittel in Deutschland zusammen und bietet eine gute Ergänzung zu unserem detaillierten Kostenvergleich.
Um Ihnen eine klare Struktur für diese wichtige Entscheidung zu geben, führt dieser Artikel Sie durch die entscheidenden Aspekte der modernen Kontrazeption. Von hormonfreien Alternativen über die psychischen Auswirkungen bis hin zu den realen Kosten und dem wichtigen Thema der sexuellen Gesundheit – hier finden Sie alle Informationen an einem Ort.
Inhalt: Ihr Wegweiser zur passenden Verhütungsmethode
- Hormonfrei verhüten: Von Kupferspirale über Diaphragma bis NFP – welche Methode passt wirklich zu Ihnen?
- Nicht nur im Körper, auch im Kopf: Wie Pille & Co. Ihre Stimmung, Libido und Ihr Wohlbefinden beeinflussen können
- Die Pille absetzen: Was Sie in den ersten 6 Monaten erwartet und wie Sie Ihren Körper sanft unterstützen
- Mythos Unfruchtbarkeit nach Verhütung: Wie schnell werde ich nach Pille, Spirale oder Ring wieder schwanger?
- Von Pille bis Kette: Was Verhütung in Deutschland wirklich kostet – die ehrliche 5-Jahres-Rechnung
- „Übrigens, wann war dein letzter Test?“ So sprechen Sie das Thema STI souverän und ohne awkward Momente an
- Ovulationstests, Zervixschleim und Basaltemperatur: Die drei Säulen der Fruchtbarkeitsbestimmung im Praxistest
- Sicher, selbstbestimmt, gesund: Der komplette Leitfaden zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Deutschland
Hormonfrei verhüten: Von Kupferspirale über Diaphragma bis NFP – welche Methode passt wirklich zu Ihnen?
Der Wunsch nach einem Leben ohne synthetische Hormone bewegt immer mehr Frauen dazu, sich nach Alternativen zur Pille umzusehen. Die gute Nachricht: Die Auswahl an hormonfreien Methoden ist heute vielfältiger und sicherer denn je. Doch sie erfordern oft eine intensivere Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und Zyklus. Im Kern geht es um eine bewusste Entscheidung für mehr Körperautonomie.
Die Kupferspirale oder die Kupferkette sind beliebte Optionen für Frauen, die eine langfristige, wartungsarme Lösung suchen. Sie wirken, indem Kupferionen die Spermien in ihrer Beweglichkeit hemmen und die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern. Die Sicherheit ist mit einem Pearl-Index von 0,3 bis 0,8 sehr hoch. Ein Nachteil kann eine Verstärkung der Menstruationsblutung und -schmerzen sein. Finanziell ist zu beachten, dass die Kosten von 120 bis 300 Euro in Deutschland von der gesetzlichen Krankenkasse nur bis zum 22. Geburtstag übernommen werden.
Für Frauen, die eine bedarfsgesteuerte Verhütung bevorzugen, erleben Barrieremethoden wie das Diaphragma eine Renaissance. Moderne Varianten wie das Caya® Diaphragma sind anatomisch geformt und in einer Einheitsgröße erhältlich, was die Anpassung erleichtert. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr zusammen mit einem Verhütungsgel in die Vagina eingeführt. Eine professionelle Beratung und Einweisung, wie sie etwa Pro Familia anbietet, ist für die sichere Anwendung unerlässlich. Die Kosten hierfür liegen bei rund 125 Euro für zwei Termine.
Die anspruchsvollste, aber auch ermächtigendste Methode ist die Natürliche Familienplanung (NFP) nach der symptothermalen Methode. Hier lernen Sie, Ihre fruchtbaren und unfruchtbaren Tage anhand der täglichen Messung der Basaltemperatur und der Beobachtung des Zervixschleims zu bestimmen. Bei korrekter Anwendung ist sie so sicher wie die Pille. Inzwischen gibt es zuverlässige Zyklus-Apps, die als zertifizierte Medizinprodukte gelten. Laut Stiftung Warentest (10/2023) sind zuverlässige NFP-Apps wie myNFP eine gut bewertete Alternative, die Frauen dabei unterstützen, ihren Zyklus präzise zu tracken.
Nicht nur im Körper, auch im Kopf: Wie Pille & Co. Ihre Stimmung, Libido und Ihr Wohlbefinden beeinflussen können
Die Diskussion über hormonelle Verhütungsmittel dreht sich oft um physische Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Thromboserisiko. Doch die Auswirkungen auf die Psyche, die Stimmung und die Libido sind für viele Frauen im Alltag weitaus präsenter. Das Gefühl, „nicht mehr man selbst zu sein“, depressive Verstimmungen oder ein plötzlicher Verlust des sexuellen Verlangens sind keine Seltenheit und sollten ernst genommen werden.

Die in Pille, Ring oder Pflaster enthaltenen synthetischen Hormone greifen in das empfindliche körpereigene Hormonsystem ein, das nicht nur den Zyklus, sondern auch unsere Emotionen und unser Stressempfinden steuert. Eine schwedische Studie hat gezeigt, dass Frauen mit Kombinationspillen ein um über 70 % erhöhtes Depressionsrisiko in den ersten zwei Jahren der Einnahme haben. Dies unterstreicht, wie stark der Einfluss auf das mentale Wohlbefinden sein kann.
Wichtig ist jedoch eine differenzierte Betrachtung. Ann-Christin Kimmig von der Universität Tübingen warnt vor einer pauschalen Verteufelung, wie sie in sozialen Medien oft stattfindet. Sie betont in Deutschlandfunk Nova:
Es ist eben nicht so, wie es in den Sozialen Medien oft verbreitet wird, dass die Pille quasi bei allen Frauen schlimme Nebenwirkungen hat.
– Ann-Christin Kimmig, Deutschlandfunk Nova
Manche Frauen profitieren sogar von der stabilisierenden Wirkung der Hormone, etwa bei starken prämenstruellen Stimmungsschwankungen (PMS). Das Konzept der ganzheitlichen Sicherheit bedeutet hier, genau hinzusehen: Überwiegen die Vorteile den potenziellen Preis für mein emotionales Gleichgewicht? Die persönliche Erfahrung ist der entscheidende Maßstab.
Erfahrungsbericht: Lauras Weg vom Nuvaring zur Körperautonomie
Ein Bericht im SWR dokumentiert die Erfahrung von Laura, die während der Nutzung des Hormonrings unter starken depressiven Verstimmungen und Angstzuständen litt. Sie beschrieb Phasen unerklärlicher Traurigkeit und einen massiven Motivationsmangel. Nach dem Absetzen und dem bewussten Wechsel zur symptothermalen Methode (NFP), bei dem sie auch von ihrem Partner unterstützt wurde, verbesserte sich ihr psychisches Wohlbefinden signifikant. Ihr Fall zeigt exemplarisch, wie die Rückkehr zum natürlichen Zyklus die Selbstwahrnehmung und Lebensqualität steigern kann.
Die Pille absetzen: Was Sie in den ersten 6 Monaten erwartet und wie Sie Ihren Körper sanft unterstützen
Der Entschluss, die Pille abzusetzen, ist für viele Frauen ein Schritt in Richtung mehr Körpergefühl und Natürlichkeit. Doch der Übergang ist oft von Unsicherheit geprägt. Was passiert nun in meinem Körper? Kommt mein Zyklus schnell wieder in Takt? Die Phase nach dem Absetzen ist eine Zeit der hormonellen Neuorientierung, die Geduld und ein gutes Verständnis für die Vorgänge im Körper erfordert.

Nachdem die Zufuhr synthetischer Hormone stoppt, muss der Körper die eigene Hormonproduktion wieder hochfahren. Die Hirnanhangdrüse und die Eierstöcke müssen ihre Kommunikation neu aufnehmen, um einen natürlichen Zyklus mit Eisprung zu etablieren. Dieser Prozess ist sehr individuell. Während einige Frauen bereits im ersten Monat wieder einen regelmäßigen Zyklus haben, kann die Umstellungsphase bei anderen 6 bis 12 Monate dauern. Unregelmäßige oder ausbleibende Blutungen in den ersten Monaten sind also nicht ungewöhnlich.
Einige Frauen erleben in dieser Zeit das sogenannte „Post-Pill-Syndrom“. Die Dermatologin Dr. med. Miriam Rehbein beschreibt dies als eine Sammlung von Symptomen, die nach dem Absetzen auftreten können. Dazu gehören:
- Post-Pill-Akne: Durch den Wegfall der anti-androgenen Wirkung der Pille kann die Talgproduktion ansteigen.
- Haarausfall: Die hormonelle Umstellung kann zu einem vorübergehenden vermehrten Haarausfall führen.
- Stimmungsschwankungen: Der Körper muss sich an die natürlichen Schwankungen von Östrogen und Progesteron erst wieder gewöhnen.
- Zyklusstörungen: Wie bereits erwähnt, sind unregelmäßige Zyklen in der Anfangszeit häufig.
Um Ihren Körper in dieser Phase sanft zu unterstützen, können Sie auf eine nährstoffreiche Ernährung mit ausreichend Zink, Magnesium und B-Vitaminen achten. Stressmanagement durch Yoga oder Meditation sowie moderate Bewegung können ebenfalls helfen, das hormonelle Gleichgewicht zu fördern. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und geben Sie ihm die Zeit, die er für die Regeneration braucht.
Mythos Unfruchtbarkeit nach Verhütung: Wie schnell werde ich nach Pille, Spirale oder Ring wieder schwanger?
Einer der hartnäckigsten Mythen rund um die hormonelle Verhütung ist die Angst, nach langjähriger Einnahme der Pille unfruchtbar zu sein. Diese Sorge ist für viele Frauen ein zentraler Punkt, wenn sie über das Absetzen nachdenken, besonders wenn ein zukünftiger Kinderwunsch besteht. Die wissenschaftlichen Daten zeichnen hier jedoch ein sehr klares und beruhigendes Bild: Hormonelle Verhütungsmittel verursachen keine dauerhafte Unfruchtbarkeit.
Sobald die externen Hormone aus dem Körper verschwunden sind – was bei der Pille sehr schnell geht – nimmt der Körper seine natürliche Funktion wieder auf. Der erste Eisprung kann bereits wenige Wochen nach der letzten Pille stattfinden. Studien aus Deutschland zeigen, dass die Chancen auf eine Schwangerschaft nach dem Absetzen gut sind. Laut profemina.org werden nach sechs Monaten etwa 70 % der Frauen mit Kinderwunsch schwanger, nach einem Jahr sind es bereits rund 90 %. Diese Raten entsprechen denen von Frauen, die nie hormonell verhütet haben.
Auch nach dem Entfernen einer Hormon- oder Kupferspirale oder dem Absetzen des Verhütungsrings kehrt die Fruchtbarkeit im Allgemeinen sofort zurück. Die Fähigkeit, schwanger zu werden, hängt also nicht von der vorherigen Verhütungsmethode ab, sondern von den gleichen Faktoren wie bei allen anderen auch: Alter, allgemeiner Gesundheitszustand und die Fruchtbarkeit beider Partner.
Wenn Sie das Absetzen der Verhütung planen, weil ein Kinderwunsch konkret wird, können Sie diese Zeit nutzen, um Ihren Körper optimal vorzubereiten. Das Netzwerk „Gesund ins Leben“, eine Initiative der Bundesregierung, gibt hierfür klare Empfehlungen.
Ihr Plan für die Vorbereitung auf eine Schwangerschaft
- Folsäure-Start: Beginnen Sie mindestens vier Wochen vor dem Absetzen der Verhütung (oder sobald der Kinderwunsch besteht) mit der Einnahme von 400 µg Folsäure täglich. Dies ist entscheidend für die frühe Entwicklung des Nervensystems des Embryos.
- Impfstatus prüfen: Kontrollieren Sie Ihren Impfpass, insbesondere die Immunität gegen Röteln, Masern und Windpocken. Fehlende Impfungen sollten rechtzeitig nachgeholt werden.
- Gesundheits-Check: Nutzen Sie die Zeit für eine gynäkologische und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
- Lebensstil anpassen: Reduzieren Sie oder verzichten Sie ganz auf Alkohol und Nikotin. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung schaffen eine gesunde Basis für eine Schwangerschaft.
- Zyklus-Beobachtung: Fangen Sie an, Ihren Zyklus zu beobachten (z.B. mit einer NFP-App). So lernen Sie Ihren Körper besser kennen und können den Eisprung gezielter bestimmen, sobald Sie aktiv versuchen, schwanger zu werden.
Von Pille bis Kette: Was Verhütung in Deutschland wirklich kostet – die ehrliche 5-Jahres-Rechnung
Neben Sicherheit und Wohlbefinden ist die finanzielle Belastung ein entscheidender Faktor bei der Wahl der Verhütungsmethode – die Kosten-Realität. Besonders relevant wird dies für junge Frauen in Deutschland ab einem bestimmten Datum: dem 22. Geburtstag. Bis dahin übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel. Danach müssen die Kosten komplett selbst getragen werden. Ein scheinbar günstiges Pillenrezept kann sich so über die Jahre zu einer beachtlichen Summe addieren.
Eine langfristige Perspektive ist daher unerlässlich. Eine teure Anfangsinvestition wie bei einer Spirale kann sich über ihre Liegedauer von fünf Jahren im Vergleich zur Pille durchaus rechnen. Um hier Transparenz zu schaffen, vergleicht die folgende Tabelle die durchschnittlichen Kosten der gängigsten Methoden über einen Zeitraum von fünf Jahren. Beachten Sie, dass es sich um Durchschnittswerte handelt und die Preise je nach Präparat, Arztpraxis und Region variieren können.
| Verhütungsmethode | Anfangskosten | Kosten pro Jahr (Ø) | Kosten 5 Jahre (Ø) | Besonderheiten |
|---|---|---|---|---|
| Pille | 0–20 € (Rezept) | 90–150 € | 450–750 € | Kostenlos bis 22. Geburtstag; danach Selbstkosten |
| Hormonspirale | 250–400 € | 50–80 € (für Kontrollen) | 500–800 € | Haltbarkeit: 5 Jahre; erste Lagekontrolle oft von Kasse übernommen |
| Kupferspirale | 120–300 € | 40–60 € (für Kontrollen) | 300–600 € | Haltbarkeit: 5 Jahre; erste Lagekontrolle von Kasse übernommen |
| Hormonring | 0–20 € (Rezept) | 100–150 € | 500–750 € | Kostenlos bis 22. Geburtstag; danach Selbstkosten |
| Hormonpflaster | 0–20 € (Rezept) | 130–180 € | 650–900 € | Kostenlos bis 22. Geburtstag; danach Selbstkosten |
Die Tabelle zeigt deutlich: Die Kupferspirale ist auf fünf Jahre gerechnet oft die günstigste Option unter den sehr sicheren Langzeitmethoden. Pille und Hormonring liegen im Mittelfeld, während das Hormonpflaster tendenziell am teuersten ist. Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen bis zum 22. Geburtstag schafft eine finanzielle Zäsur, die bei der Planung der eigenen „Verhütungsbiografie“ unbedingt berücksichtigt werden sollte. Ein Methodenwechsel kann sich ab diesem Zeitpunkt auch finanziell lohnen.
„Übrigens, wann war dein letzter Test?“ So sprechen Sie das Thema STI souverän und ohne awkward Momente an
Sexuelle Gesundheit geht über die reine Schwangerschaftsverhütung hinaus. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) ist ein ebenso wichtiger Pfeiler. Ein zentraler, aber oft unangenehmer Teil davon ist das Gespräch mit neuen oder auch bestehenden Partnern über den eigenen und den fremden STI-Status. Die Angst vor peinlichen Momenten oder falschen Unterstellungen führt oft dazu, dass dieses wichtige Gespräch vermieden wird.
Der Schlüssel zu einem souveränen Gespräch ist die richtige Haltung. Betrachten Sie es nicht als Misstrauensbeweis, sondern als Ausdruck von Fürsorge und gemeinsamer Verantwortung. Es geht darum, für sich und den anderen eine sichere Basis zu schaffen. Ein guter Einstieg kann sein, das Thema von sich aus anzusprechen: „Bevor wir miteinander schlafen, ist mir eine Sache wichtig: sexuelle Gesundheit. Ich lasse mich regelmäßig testen und mein letzter Test war [Zeitpunkt]. Wie handhabst du das?“ Diese proaktive Herangehensweise normalisiert das Thema und signalisiert Verantwortungsbewusstsein statt Argwohn.
Auch der Zeitpunkt ist entscheidend. Bringen Sie das Thema nicht in der Hitze des Gefechts zur Sprache, sondern in einem ruhigen, entspannten Moment, vielleicht bei einem Spaziergang oder einem gemeinsamen Abendessen. Dies nimmt den Druck aus der Situation. Es kann auch helfen, das Thema als festen Bestandteil in den Beginn einer neuen sexuellen Beziehung zu integrieren – ein gemeinsamer „Gesundheits-Check-in“.
Wissen über die Fakten gibt zusätzliche Sicherheit im Gespräch. Dazu gehört das Wissen um die diagnostischen Fenster – also den Zeitraum, der nach einem Risikokontakt vergehen muss, damit ein Test ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Laut RKI-Richtlinien ist ein HIV-Antikörpernachweis erst nach 12 Wochen sicher, während Tests auf Syphilis oder Gonorrhö schon nach wenigen Tagen möglich sind. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) betont die Wichtigkeit der Prävention, um Langzeitfolgen wie Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Ein offenes Gespräch ist der erste und wichtigste Schritt dazu.
Ovulationstests, Zervixschleim und Basaltemperatur: Die drei Säulen der Fruchtbarkeitsbestimmung im Praxistest
Die Natürliche Familienplanung (NFP) oder symptothermale Methode ist für viele Frauen der Inbegriff von Körperautonomie. Statt in den Hormonhaushalt einzugreifen, lernt man, die natürlichen Signale des Körpers zu deuten, um die fruchtbaren und unfruchtbaren Phasen im Zyklus zu identifizieren. Die Methode basiert auf der wissenschaftlich fundierten Beobachtung von drei zentralen Körpersymptomen.
Die erste Säule ist die Basaltemperatur. Dabei wird die Körpertemperatur jeden Morgen direkt nach dem Aufwachen und vor jeder Aktivität gemessen, idealerweise mit einem speziellen Basalthermometer mit zwei Nachkommastellen. Nach dem Eisprung bewirkt das Hormon Progesteron einen leichten, aber messbaren Anstieg der Temperatur um etwa 0,2 bis 0,5 Grad Celsius. Dieser Anstieg markiert den Beginn der unfruchtbaren Phase nach dem Eisprung.
Die zweite Säule ist die Beobachtung des Zervixschleims. Die Konsistenz und Menge des Schleims, der vom Gebärmutterhals produziert wird, verändert sich im Laufe des Zyklus unter dem Einfluss von Östrogen. Um die Zeit des Eisprungs herum wird der Schleim durchsichtig, dehnbar und hat eine „spinnbare“ Konsistenz, ähnlich wie rohes Eiweiß. Dies ist das Zeichen für die höchste Fruchtbarkeit. Nach dem Eisprung wird er wieder dicklich, cremig oder verschwindet ganz.
Die dritte Säule, oft optional, ist das Abtasten des Muttermunds. Seine Position, Festigkeit und Öffnung verändern sich ebenfalls im Zyklus. Um den Eisprung herum ist er weich, hochstehend und leicht geöffnet. In der unfruchtbaren Phase ist er hart, tiefstehend und geschlossen. Die Kombination dieser drei Beobachtungen macht die Methode besonders sicher. Organisationen wie Sensiplan bieten Kurse und Materialien an, um die Methode korrekt zu erlernen. Wie Sensiplan selbst sagt, bietet die Methode „Mädchen und Frauen jeden Alters einen Zugang zu ihrem Körper und ihrer eigenen Fruchtbarkeit“.
Moderne Technologie macht die Anwendung heute einfacher denn je. Zertifizierte Zyklus-Apps, die nach dem Regelwerk von Sensiplan® arbeiten, helfen bei der Auswertung der Daten. Bei der Wahl einer App sollte man auf die Zertifizierung als Medizinprodukt und die Konformität mit der DSGVO achten, um sicherzustellen, dass die sensiblen Gesundheitsdaten geschützt sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Ganzheitliche Entscheidung: Die beste Verhütungsmethode passt nicht nur zum Körper, sondern auch zur aktuellen Lebensphase, dem mentalen Wohlbefinden und dem Budget.
- Kosten-Falle 22. Geburtstag: Die Kosten für Verhütung ändern sich in Deutschland drastisch, sobald die Kassenleistung endet. Ein 5-Jahres-Vergleich lohnt sich.
- Sicherheit ist mehrdimensional: Wahre Sicherheit umfasst neben dem Schutz vor Schwangerschaft immer auch den Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Sicher, selbstbestimmt, gesund: Der komplette Leitfaden zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Deutschland
Eine selbstbestimmte Sexualität bedeutet auch, die Verantwortung für die eigene Gesundheit und die der Partner zu übernehmen. Der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI) ist dabei ein unverzichtbarer Baustein. Leider wird das Thema oft verdrängt, dabei zeigen aktuelle Zahlen für Deutschland eine besorgniserregende Entwicklung: Die Meldezahlen für Syphilis und Gonorrhö (Tripper) steigen seit 2010 stark an. Bei Chlamydien wird von einer hohen Dunkelziffer von schätzungsweise 300.000 Neuinfektionen pro Jahr ausgegangen.
Das Tückische an vielen STIs ist, dass sie anfangs oft keine oder nur unspezifische Symptome verursachen. Eine Infektion kann so unbemerkt bleiben und unwissentlich weitergegeben werden. Langfristig können unbehandelte Infektionen jedoch schwere Folgen haben. Statista hebt hervor, dass „bis zu 100.000 Frauen in Folge einer unbehandelten Chlamydieninfektion ungewollt kinderlos sein könnten“. Dies unterstreicht, wie wichtig regelmäßige Tests sind – nicht nur bei wechselnden Partnern.
Der zuverlässigste Schutz vor den meisten STIs ist nach wie vor das Kondom. Es ist die einzige Verhütungsmethode, die gleichzeitig effektiv vor einer Schwangerschaft und einer breiten Palette von Infektionen schützt. Für Frauen, die eine andere primäre Verhütungsmethode wie die Spirale oder Pille verwenden, sollte das Kondom daher in neuen oder nicht-monogamen Beziehungen zusätzlich zur Anwendung kommen („Double Dutch“).
Sich regelmäßig testen zu lassen, sollte zur Routine gehören. Glücklicherweise ist der Zugang zu Tests in Deutschland niedrigschwellig und oft kostengünstig. Die folgende Übersicht zeigt, wo Sie sich testen lassen können und mit welchen Kosten Sie ungefähr rechnen müssen.
| Test/Paket | Kosten | Ort/Anbieter |
|---|---|---|
| HIV-Schnelltest oder Labortest | 10–15 € | Checkpoint Berlin, Aidshilfe Düsseldorf |
| Syphilis-Test (Labor oder Schnell) | 5 € | Checkpoint Berlin |
| Kombinierter Test (HIV, Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien) | 15–60 € | Verschiedene Checkpoints |
| PrEP-Starterpaket (erweitert) | 60 € | Checkpoint Berlin |
| HIV-Selbsttest (für Zuhause) | 20–25 € | Apotheken, Aidshilfe vor Ort |
Häufige Fragen zu NFP und Sensiplan
Welche Körpersymptome sollte ich bei NFP täglich beobachten?
Die wichtigsten sind die Basaltemperatur (morgens direkt nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen gemessen), die Beschaffenheit des Zervixschleims und optional die Lage und Festigkeit des Muttermunds. Zusätzliche Zeichen wie der Mittelschmerz oder ein Brustsymptom können die Beobachtung ergänzen.
Wie zuverlässig ist NFP im Vergleich zur Pille?
Bei korrekter und konsequenter Anwendung nach den Regeln der symptothermalen Methode (z.B. Sensiplan) ist NFP sehr sicher. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,4 und 1,3, was der Sicherheit der Pille entspricht. Die Anwendersicherheit hängt jedoch stark von der Motivation und Sorgfalt der Nutzerin ab.
Brauche ich ein spezielles Thermometer für die Messung?
Ja, für eine regelkonforme Anwendung ist ein CE-gekennzeichnetes Basalthermometer notwendig. Diese digitalen Thermometer haben eine Anzeige mit zwei Nachkommastellen (z.B. 36,55 °C) und sind somit präzise genug, um die feinen Temperaturschwankungen im Zyklus zuverlässig zu erfassen.