Eine professionelle, ruhige Szene einer Frauenärztin bei einer gynäkologischen Untersuchung in einem modernen deutschen Klinikzimmer, die medizinische Kompetenz und Selbstbestimmung ausstrahlt.
Veröffentlicht am März 15, 2024

Der jährliche Frauenarztbesuch ist weit mehr als nur ein Test – er ist Ihre Chance auf einen aktiven Gesundheitsdialog, der Leben retten und Ängste nehmen kann.

  • Erfahren Sie, was bei Pap-Test, Ultraschall und Tastuntersuchung wirklich passiert und was die Ergebnisse bedeuten.
  • Lernen Sie, welche Fragen Sie stellen müssen, um von einer passiven Patientin zur informierten Partnerin Ihrer Ärztin zu werden.

Empfehlung: Nutzen Sie diesen Leitfaden, um Ihren nächsten Vorsorgetermin selbstbewusst, angstfrei und gut vorbereitet wahrzunehmen.

Für viele Frauen ist der jährliche Termin bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt mit einem Gefühl des Unbehagens verbunden. Man sitzt im Wartezimmer, macht sich Sorgen über die Untersuchung selbst, über mögliche Schmerzen oder unerwartete Ergebnisse. Oft läuft der Termin dann routiniert ab, man erhält am Ende ein knappes „Alles in Ordnung“ und geht wieder, ohne wirklich zu verstehen, was genau untersucht wurde und warum. Dieser Kreislauf aus Unsicherheit und passivem Erleben muss nicht sein. Die gynäkologische Vorsorge ist eine der wichtigsten Säulen Ihrer Gesundheit, und sie funktioniert am besten, wenn sie als Partnerschaft verstanden wird – als ein offener Gesundheitsdialog zwischen Ihnen und Ihrer Ärztin.

Die üblichen Ratgeber konzentrieren sich oft nur auf die reinen Fakten: Ab 20 gibt es den Pap-Abstrich, ab 30 die Tastuntersuchung der Brust. Doch was bedeuten diese Untersuchungen wirklich für Sie? Was passiert, wenn ein Ergebnis nicht „normal“ ist? Und welche Rechte haben Sie eigentlich auf dem Untersuchungsstuhl? Dieser Artikel bricht mit der Tradition des passiven Abhakens. Wir werden die gynäkologische Vorsorge entmystifizieren und Ihnen zeigen, wie Sie von einer stillen Patientin zu einer aktiven Gestalterin Ihrer eigenen Gesundheitsvorsorge werden. Denn die wahre Stärke der Früherkennung liegt nicht nur in der medizinischen Technik, sondern in Ihrer Körperkompetenz und Ihrem Wissen.

Wir führen Sie Schritt für Schritt durch die gesamte Untersuchung, erklären die wichtigsten Tests wie Pap- und HPV-Test verständlich, werfen einen kritischen Blick auf umstrittene Zusatzleistungen und geben Ihnen die Werkzeuge an die Hand, die Sie für ein Gespräch auf Augenhöhe benötigen. Ziel ist es, dass Sie Ihren nächsten Termin nicht mit Angst, sondern mit Selbstvertrauen und dem guten Gefühl wahrnehmen, die Kontrolle über Ihr Wohlbefinden zu haben.

Für alle, die einen schnellen Überblick im Videoformat bevorzugen, fasst das folgende Video die wichtigsten Vorsorgeangebote in Deutschland zusammen und ergänzt die detaillierten Informationen dieses Artikels visuell.

Dieser Leitfaden ist klar strukturiert, um Ihnen zu ermöglichen, gezielt die Informationen zu finden, die Sie am meisten interessieren. Vom Ablauf der Untersuchung über die Bedeutung der Befunde bis hin zu praktischen Tipps für den Arztbesuch – hier finden Sie alle Antworten.

Vom Wartezimmer bis zum Untersuchungsstuhl: Eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung durch Ihre gynäkologische Vorsorge

Der Moment, in dem Sie aufgerufen werden, ist oft der Beginn der Anspannung. Doch wenn Sie wissen, was auf Sie zukommt und welche Rechte Sie haben, können Sie die Situation selbstbestimmt gestalten. Zuerst findet das ärztliche Gespräch statt. Dies ist Ihr Moment, der sogenannte Gesundheitsdialog. Sprechen Sie offen über alles, was Sie beschäftigt: Zyklusunregelmäßigkeiten, Schmerzen, Verhütungsfragen oder auch emotionale Themen. Ihre Ärztin ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Danach werden Sie gebeten, sich im unteren Bereich freizumachen und auf dem gynäkologischen Stuhl Platz zu nehmen. Viele Praxen bieten Tücher oder lange Shirts an, damit Sie sich wohler fühlen.

Die Untersuchung beginnt meist mit dem Abtasten der äußeren Genitalien und der Lymphknoten in der Leiste. Anschließend führt die Ärztin das Spekulum, ein Instrument aus Metall oder Plastik, vorsichtig in die Scheide ein, um den Muttermund sichtbar zu machen. Das kann sich kalt oder unangenehm anfühlen, sollte aber nicht schmerzhaft sein. Falls doch, sagen Sie es sofort! Nun wird der Zellabstrich (Pap-Test) entnommen. Danach folgt die Tastuntersuchung, bei der die Ärztin mit zwei Fingern in der Scheide und der anderen Hand auf Ihrem Bauch die Lage und Größe von Gebärmutter und Eierstöcken beurteilt. In Deutschland ist diese Vorsorge ein fest verankertes Recht: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen vollständig die Kosten der jährlichen Untersuchung für Frauen ab 20 Jahren.

Ihr Recht auf Selbstbestimmung endet nicht an der Tür zum Untersuchungszimmer. Wie ein Leitfaden zur respektvollen gynäkologischen Praxis festhält, haben Sie jederzeit die Kontrolle:

Laut dem Leitfaden zur respektvollen gynäkologischen Praxis können Patientinnen auch bei bestehender ärztlicher Indikation eine Untersuchung ablehnen oder modifizieren (z.B. ’nur Palpation ohne Spekulum‘ oder ’nur vaginaler Ultraschall ohne Palpation‘). Die Ärztin sollte über Alternativen wie Zeitpunktverschiebung oder Selbstabnahme des HPV-Abstrichs informieren. Patientinnen haben das Recht auf Begleitpersonen, und die Ablehnung führt nicht zu schlechterer medizinischer Versorgung.

– Leitfaden zur respektvollen gynäkologischen Praxis, Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG) e.V.

Abschließend erfolgt in der Regel die Tastuntersuchung der Brust und der Achselhöhlen. Nach der Untersuchung haben Sie erneut die Möglichkeit, im angezogenen Zustand offene Fragen zu klären. Nutzen Sie diese Zeit, um sicherzustellen, dass Sie alles verstanden haben. Ein gut geführter Vorsorgetermin stärkt Ihre Körperkompetenz und Ihr Vertrauen in Ihren Körper.

Pap-Test und HPV-Test erklärt: Was diese Abstriche über Ihre Gesundheit verraten und was die Ergebnisse bedeuten

Der Zellabstrich vom Muttermund, bekannt als Pap-Test, ist das Herzstück der Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge. Mit einem kleinen Bürstchen oder Spatel werden Zellen von der Oberfläche des Muttermundes entnommen. Diese Probe wird im Labor unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht, die auf Vorstufen von Krebs hindeuten könnten. Es ist wichtig zu verstehen: Ein auffälliger Pap-Test bedeutet nicht automatisch Krebs. Meist handelt es sich um leichte Zellveränderungen (Dysplasien), die der Körper oft von selbst heilt. Ab 35 Jahren wird der Pap-Test in Deutschland alle drei Jahre durch einen HPV-Test ergänzt. Dieser Test sucht gezielt nach Humanen Papillomviren (HPV), die als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs gelten.

Die Kombination beider Tests (Ko-Testung) erhöht die Sicherheit der Früherkennung erheblich. Findet der Test HP-Viren, schaut man sich die Zellen beim Pap-Test genauer an. Sind beide Tests unauffällig, haben Sie eine sehr hohe Sicherheit, in den nächsten drei Jahren nicht an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Eine HPV-Infektion selbst ist übrigens sehr häufig und meist harmlos. Experten schätzen, dass sich 80-90 % aller sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens infizieren, das Immunsystem die Viren aber in der Regel ohne Symptome wieder eliminiert.

Makroaufnahme: Laborschliffe mit verschiedenfarbigen Zellstrukturen, die unterschiedliche Pap-Befunde symbolisieren – normale Zellen, leichte Veränderungen, Dysplasien – in medizinisch-sachlicher Ästhetik.

Die Ergebnisse des Pap-Tests werden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen klaren Überblick, was die einzelnen Befunde bedeuten und welche Schritte daraus folgen. Eine transparente Kommunikation über diese Befunde ist ein zentraler Teil des Gesundheitsdialogs.

Pap-Befund-Kategorien (Pap I bis Pap V): Bedeutung und nächste Schritte
Befund Bedeutung Nächste Schritte
Pap I Unauffällig – normale, gesunde Zellen Regelmäßige Vorsorge im normalen Intervall (Frauen unter 35: 1 Jahr; Frauen ab 35: 3 Jahre)
Pap II Geringfügige Zellveränderungen, aber kein Verdacht auf Krebs Wiederholung der Untersuchung nach 6-12 Monaten
Pap IIID Dysplasien (leichte bis mittelschwere Zellveränderungen) nachgewiesen Je nach HPV-Status: Kontrolle nach 12 Monaten oder Überweisung zur Dysplasiesprechstunde
Pap IV Verdacht auf schwere Gewebeveränderungen oder Krebs im Frühstadium Sofortige Überweisung zur Dysplasiesprechstunde zur Kolposkopie und ggf. Biopsie
Pap V Krebszellen nachgewiesen – Krebsdiagnose sehr wahrscheinlich Spezialisierte Diagnostik und Behandlungsplanung durch Krebsfachzentrum

Diese strukturierte Übersicht, basierend auf den Empfehlungen von Fachexperten wie dem Krebsinformationsdienst, hilft, die Ergebnisse einzuordnen und die nächsten Schritte zu verstehen, ohne in Panik zu verfallen. Es geht um frühzeitiges Erkennen und Handeln, nicht um eine Schreckensdiagnose.

Ultraschall von Eierstöcken und Gebärmutter: Wann ist die Untersuchung als Vorsorge wirklich sinnvoll und wann nur Geschäftemacherei?

Häufig wird Ihnen im Rahmen der Vorsorge ein vaginaler Ultraschall zur Früherkennung von Eierstock- oder Gebärmutterkrebs angeboten. Diese Untersuchung ist jedoch in der Regel keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, sondern eine sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die Sie selbst bezahlen müssen. Die Kosten liegen meist zwischen 26 und 60 Euro. Die entscheidende Frage lautet: Bringt diese Untersuchung gesunden Frauen ohne Symptome einen echten Vorteil? Hier ist eine kritische Haltung gefragt.

Wissenschaftliche Gremien sind sich einig: Für Frauen ohne spezifische Beschwerden oder ein familiär erhöhtes Risiko gibt es keine Beweise, dass der routinemäßige Ultraschall der Eierstöcke Leben rettet oder die Sterblichkeit senkt. Im Gegenteil, er kann zu Verunsicherung durch falsch-positive Befunde führen. Eine kleine Zyste, die meist harmlos ist, kann plötzlich Anlass für weitere, belastende Kontrollen sein. Der offizielle IGeL-Monitor bewertet den Nutzen dieser Untersuchung daher mit „unklar“, da aussagekräftige Studien fehlen. Ähnliches gilt für den Ultraschall der Brust als alleinige Früherkennungsmethode.

Das bedeutet nicht, dass der Ultraschall nutzlos ist. Bei konkreten Beschwerden wie unklaren Blutungen, Schmerzen oder zur Kontrolle bekannter Myome oder Zysten ist er ein unverzichtbares diagnostisches Werkzeug. Als reines Screening für alle ist sein Wert jedoch umstritten. Hier beginnt Ihre Rolle als informierte Patientin: Fragen Sie nach, hinterfragen Sie und treffen Sie eine bewusste Entscheidung. Eine informierte Zustimmung oder Ablehnung ist Ihr gutes Recht.

Ihr Plan für den IGeL-Dialog: 5 kritische Fragen an Ihre Ärztin

  1. Risikobewertung: „Gibt es bei mir aufgrund meiner Familiengeschichte, meines Alters oder anderer Faktoren ein individuell erhöhtes Risiko, das diese Untersuchung rechtfertigt?“
  2. Evidenz einfordern: „Was sagt der offizielle IGeL-Monitor zu dieser Untersuchung und wie wird der Nutzen dort wissenschaftlich bewertet?“
  3. Konsequenzen verstehen: „Wie hoch ist die Rate falsch-positiver Befunde bei dieser Untersuchung und was würde ein verdächtiger Befund für mich bedeuten (weitere Tests, psychische Belastung)?“
  4. Kostentransparenz: „Handelt es sich hierbei um eine Kassenleistung oder eine private Zusatzleistung (IGeL), und welche Kosten kommen genau auf mich zu?“
  5. Grenzen erkennen: „Welchen Nutzen und welche Grenzen hat diese Untersuchung? Wie lange gibt mir ein unauffälliger Befund Sicherheit?“

Indem Sie diese Fragen stellen, wandeln Sie ein potenzielles Verkaufsgespräch in einen echten Gesundheitsdialog um und treffen eine Entscheidung, die für Sie und Ihre persönliche Situation die richtige ist.

Die Brust selbst abtasten: Eine einfache Anleitung in 3 Schritten, die Sie jeden Monat durchführen sollten

Die professionelle Tastuntersuchung durch Ihre Frauenärztin ist ein wichtiger Teil der Vorsorge, aber sie findet nur einmal im Jahr statt. Um Veränderungen frühzeitig zu entdecken, ist die monatliche Selbstuntersuchung der Brust ein unverzichtbares Werkzeug zur Stärkung Ihrer Körperkompetenz. Es geht nicht darum, selbst eine Diagnose zu stellen, sondern darum, Ihr Brustgewebe so gut kennenzulernen, dass Ihnen neue Knoten, Verhärtungen oder Hautveränderungen schnell auffallen. Der beste Zeitpunkt dafür ist etwa eine Woche nach Beginn Ihrer Periode, da das Gewebe dann am weichsten ist.

Diese Routine dauert nur wenige Minuten und kann Leben retten. In Deutschland ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Die Statistik ist deutlich: Etwa 1 von 8 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens, was die immense Bedeutung der Früherkennung unterstreicht. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Selbstuntersuchung ist dabei Ihr erster und wichtigster Schritt.

Führen Sie die Untersuchung systematisch und ohne Hektik durch. Mit der Zeit entwickeln Sie ein Gefühl für Ihr normales Gewebe und können Abweichungen leichter erkennen. Die folgende Anleitung in drei Schritten hilft Ihnen dabei:

  1. Schritt 1 – Visuelle Betrachtung im Spiegel: Stellen Sie sich mit nacktem Oberkörper vor einen Spiegel. Betrachten Sie Ihre Brüste mit herabhängenden Armen, dann mit in die Hüften gestemmten Händen und schließlich mit über dem Kopf erhobenen Armen. Achten Sie auf Veränderungen in Größe oder Form, auf Einziehungen der Haut, Vorwölbungen oder Veränderungen der Brustwarzen.
  2. Schritt 2 – Prüfung der Brustwarzen: Drücken Sie jede Brustwarze sanft zwischen Daumen und Zeigefinger. Tritt eine Flüssigkeit (Sekret) aus? Achten Sie auch hier auf neue Einziehungen oder Hautveränderungen.
  3. Schritt 3 – Systematisches Abtasten: Führen Sie diesen Schritt am besten im Liegen durch, da sich das Brustgewebe so besser verteilt. Legen Sie ein Kissen unter die zu untersuchende Seite. Tasten Sie mit den flachen Fingerkuppen der drei mittleren Finger der gegenüberliegenden Hand die gesamte Brust und die Achselhöhle ab. Üben Sie dabei leichten, mittleren und festeren Druck aus, um alle Gewebeschichten zu erreichen. Arbeiten Sie systematisch, zum Beispiel in vertikalen Bahnen (wie beim Rasenmähen) oder in Kreisen von außen nach innen.

Sollten Sie eine Veränderung feststellen, geraten Sie nicht in Panik. Die meisten Knoten sind gutartig. Vereinbaren Sie jedoch zeitnah einen Termin bei Ihrer Frauenärztin, um den Befund abklären zu lassen. Frühzeitiges Handeln ist hier der entscheidende Faktor.

Mehr als nur „Alles in Ordnung?“: 10 Fragen, die Sie Ihrer Frauenärztin stellen sollten, um Ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen

Ein erfolgreicher Vorsorgetermin ist ein Gesundheitsdialog, kein Monolog. Oft trauen sich Frauen nicht, Fragen zu stellen, oder wissen nicht, welche Themen relevant sind. Doch gerade Ihre Fragen verwandeln einen Routinecheck in eine persönliche Gesundheitsberatung. Bereiten Sie sich vor, indem Sie sich Notizen machen. Es geht nicht nur um Krebsvorsorge, sondern um Ihr gesamtes Wohlbefinden. Themen wie Zyklus, Sexualität, Stimmungsschwankungen oder die Wechseljahre gehören genauso in die gynäkologische Praxis.

Die Kunst besteht darin, offene Fragen zu stellen, die über ein einfaches „Ja“ oder „Nein“ hinausgehen. Statt „Ist alles in Ordnung?“ fragen Sie lieber „Welche Veränderungen stellen Sie im Vergleich zum letzten Jahr fest?“. Dies öffnet die Tür für ein detaillierteres Gespräch. Denken Sie daran: Keine Frage ist dumm oder peinlich. Ihre Ärztin ist eine Expertin für Frauengesundheit in all ihren Facetten.

Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, finden Sie hier eine Auswahl der wichtigsten Fragen, die Sie stellen können, um das Gespräch zu lenken und die für Sie relevanten Informationen zu erhalten. Betrachten Sie diese als Startpunkt für Ihren persönlichen Dialog:

Frage 1: Gibt es aufgrund meiner Familiengeschichte oder meines Lebensstils Risikofaktoren, die eine abweichende Vorsorge sinnvoll machen?
Diese Frage zielt auf eine personalisierte Vorsorgestrategie ab. Wenn Brust- oder Eierstockkrebs in Ihrer Familie vorkommt oder wenn Sie rauchen, könnte eine intensivierte oder angepasste Vorsorge notwendig sein.

Frage 2: Wie können wir Themen wie PMS, Libidoverlust oder Zyklusunregelmäßigkeiten besprechen?
Damit öffnen Sie das Gespräch für hormonelle und psychische Aspekte Ihres Wohlbefindens. Ihre Frauenärztin kann Ihnen diagnostische Wege und Lösungsansätze aufzeigen, die über die klassische Vorsorge hinausgehen.

Frage 3: Welche Zusatzuntersuchungen (IGeL) bieten Sie an und warum? Was sagt der offizielle IGeL-Monitor dazu?
Fordern Sie Transparenz und eine evidenzbasierte Begründung. Ein Verweis auf den IGeL-Monitor zeigt, dass Sie eine informierte Patientin sind und schützt Sie vor unnötigen Kosten für Untersuchungen mit unklarem Nutzen.

Frage 4: Wann sollte ich zur nächsten Untersuchung kommen, und welche neuen Vorsorgeangebote sind in den nächsten Jahren für mich relevant?
Planen Sie proaktiv. Mit 35 Jahren steht der Wechsel zur Ko-Testung an, mit 50 beginnt das Mammographie-Screening. Eine gute Ärztin wird Sie frühzeitig auf diese Übergänge vorbereiten.

Frage 5: Gibt es Alternativen zur Standard-Untersuchung, falls ich mich unwohl fühle, zum Beispiel eine Selbstabnahme des Abstrichs?
Diese Frage unterstreicht Ihr Recht auf informierte Zustimmung und körperliche Selbstbestimmung. Ja, Alternativen wie die Selbstentnahme des HPV-Abstrichs oder eine modifizierte Untersuchung sind in vielen Fällen möglich.

Wann, wo, wie? Der komplette Leitfaden zum STI-Test in Deutschland – vom Hausarzt bis zum Heimtest

Zur umfassenden Gesundheitsvorsorge gehört auch die sexuelle Gesundheit. Sexuell übertragbare Infektionen (STIs) wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper), Syphilis oder HIV sind weit verbreitet und verlaufen oft ohne Symptome, können aber unbehandelt zu ernsten gesundheitlichen Problemen wie Unfruchtbarkeit führen. Ein Test verschafft Klarheit und Sicherheit. Doch wo und wie kann man sich in Deutschland testen lassen? Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen vom vertrauten Arztbesuch bis zum diskreten Heimtest.

Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse hängt von der Situation ab. Für Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr wird einmal jährlich ein kostenloser Chlamydien-Test per Urinprobe von den gesetzlichen Kassen übernommen. Bei konkreten Symptomen, einem begründeten Verdacht oder im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge werden die Kosten für notwendige Tests in der Regel ebenfalls getragen. In allen anderen Fällen sind STI-Tests meist eine Privatleistung. Die gute Nachricht: Es gibt viele kostengünstige und anonyme Alternativen zu Arztpraxen.

Gesundheitsämter in größeren Städten oder spezialisierte Beratungsstellen wie die Checkpoints der Aidshilfen bieten oft kostenlose oder sehr günstige und anonyme Tests an. Eine weitere, immer beliebtere Option sind Heimtests. CE-geprüfte Kits können online bestellt, die Probe (Abstrich, Blut oder Urin) zu Hause entnommen und an ein Labor geschickt werden. Dies bietet maximale Diskretion, erfordert aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung bei der Interpretation der Ergebnisse und den folgenden Schritten.

Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Testmöglichkeiten in Deutschland, ihre Kosten und Besonderheiten. Eine solche Übersicht, wie sie beispielsweise von spezialisierten Zentren wie dem Checkpoint München angeboten wird, hilft bei der Auswahl des richtigen Weges für Ihre persönliche Situation.

STI-Test-Optionen in Deutschland: Kosten, Orte und Zuverlässigkeit
Testort Verfügbarkeit Kosten Besonderheiten
Checkpoint (Aidshilfe) Bundesweit in größeren Städten; Beratung kostenfrei Kombipakete: 60–75€ (Heimtest); Einzeltests: 15–40€ Anonym, diskret, keine Terminverpflichtung; Testpaket (HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper) = 60€
Frauenarzt/Hausarzt Deutschlandweit verfügbar Kostenübernahme bei Symptomen/Mutterschaftsvorsorge; sonst private Kosten Ärztliche Beratung inklusive; Ergebnisbesprechung mit professionellem Kontext
Gesundheitsamt Größere Städte; nach Telefonanfrage Kostenlos bis kostengünstig Anonym; spezialisiert auf STI; ggf. Wartelisten
Heimtest (z.B. s.a.m health) Online bestellbar; Rückversand ins Labor Erstkit: 75€; Folgekits: 59€ (inkl. Versand) CE-geprüft; diskrete Lieferung; professionelle Laboranalyse; Nachberatung inklusive; kein Arztbesuch nötig

Egal, für welchen Weg Sie sich entscheiden: Ein negativer Test ist eine Beruhigung, ein positiver Test der erste Schritt zur Behandlung. Offenheit mit Sexualpartnern und die richtige medizinische Betreuung sind entscheidend, um die eigene Gesundheit und die anderer zu schützen.

HPV-positiv – und jetzt? Alles, was Sie über die neue Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge ab 35 wissen müssen

Für Frauen ab 35 Jahren hat sich die Vorsorge in Deutschland geändert: Statt des jährlichen Pap-Tests findet nun alle drei Jahre eine Ko-Testung statt, also die Kombination aus Pap- und HPV-Test. Ein häufiges Ergebnis dieser Testung ist „HPV-positiv, Pap-unauffällig“. Dieser Befund löst bei vielen Frauen große Angst aus. Die wichtigste Botschaft zuerst: Bleiben Sie ruhig. Ein positiver HPV-Test ist kein Krebsurteil und auch keine Seltenheit.

Wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) betont, ist eine HPV-Infektion in den meisten Fällen ein vorübergehendes Ereignis. Ihr Immunsystem ist ein starker Verbündeter, der die Infektion oft von selbst bekämpft.

Eine HPV-Infektion verläuft häufig symptomlos und wird vom Immunsystem nach einiger Zeit überwunden. Nur bei einem kleinen Anteil der länger persistierenden Infektionen entstehen Zellveränderungen.

– Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Informationsmaterial: HPV-positiv: Was nun?

Was passiert also nach einem solchen Befund? Die medizinische Leitlinie sieht ein klares Vorgehen vor. Wenn der Pap-Test unauffällig ist, wird zunächst nach 12 Monaten eine Kontrolluntersuchung empfohlen. In vielen Fällen ist der HPV-Test dann bereits wieder negativ. Zeigt sich jedoch auch bei der Kontrolle eine persistierende HPV-Infektion oder war der Pap-Test von Anfang an auffällig (z.B. Pap IIID), erfolgt der nächste Schritt: die Überweisung in eine Dysplasiesprechstunde.

In dieser spezialisierten Sprechstunde wird eine sogenannte Kolposkopie durchgeführt. Dabei betrachtet die Ärztin den Muttermund mit einer Art Lupe (Kolposkop). Durch das Auftragen von Essigsäure und einer Jodlösung können veränderte Zellareale sichtbar gemacht werden. Falls verdächtige Bereiche erkannt werden, wird eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und zur feingeweblichen Untersuchung geschickt. Dieser Ablauf, wie er etwa von der Frauenklinik des Uniklinikums Ulm beschrieben wird, dient dazu, Krebsvorstufen (sogenannte CIN) sehr früh zu erkennen und gezielt zu behandeln, lange bevor sich daraus Krebs entwickeln kann. Es ist ein System der engmaschigen Kontrolle, das Ihnen maximale Sicherheit bietet.

Es ist ein Prozess der Beobachtung und des gezielten Handelns. Sie sind in diesem Prozess nicht allein und werden engmaschig betreut. Der positive HPV-Befund ist somit kein Grund zur Panik, sondern der Startpunkt für eine aufmerksame und sehr sichere Überwachung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die jährliche Vorsorge ist Ihr Recht und wird von den gesetzlichen Kassen in Deutschland vollständig übernommen.
  • Ein positiver HPV-Befund ist kein Krebsurteil; das Immunsystem bekämpft die Infektion in den meisten Fällen von selbst.
  • Sie haben jederzeit das Recht, Fragen zu stellen, Untersuchungen abzulehnen und eine informierte Entscheidung über IGeL-Leistungen zu treffen.

Früherkennung, die rettet? Der kritische und umfassende Blick auf das Mammographie-Screening und die neue Ko-Testung in Deutschland

Die Früherkennung in Deutschland stützt sich auf zwei große, qualitätsgesicherte Programme: die bereits besprochene Ko-Testung zur Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung ab 35 und das Mammographie-Screening-Programm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren (die Altersgrenze wird derzeit auf 75 Jahre angehoben). Diese Programme sollen Krebserkrankungen so früh wie möglich entdecken, um die Heilungschancen zu verbessern. Doch wie bei jeder medizinischen Maßnahme gibt es auch hier eine Abwägung von Nutzen und Risiken.

Der Nutzen ist klar belegt: Durch die regelmäßige Teilnahme am Mammographie-Screening kann Brustkrebs in einem früheren Stadium entdeckt werden, was oft eine schonendere Behandlung ermöglicht und nachweislich Leben rettet. Die Kehrseite der Medaille ist das Risiko von Überdiagnosen und falsch-positiven Befunden. Eine Überdiagnose bedeutet, dass ein Tumor entdeckt und behandelt wird, der ohne Screening nie zu gesundheitlichen Problemen geführt hätte. Laut Daten des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) stehen dem unbestreitbaren Nutzen auch Risiken gegenüber: Bei einer Screening-Teilnahme über 25 Jahre werden 2-6 von 1.000 Frauen vor dem Krebstod bewahrt, während 11-15 von 1.000 Frauen eine Überdiagnose erhalten.

Qualitätssicherung im deutschen Mammographie-Screening: Der Weg von 1.000 Frauen zur Diagnose

Das deutsche Programm unterliegt strengsten Qualitätsstandards, wie eine Analyse von mammo-screening-frankfurt.de zeigt. Von 1.000 Frauen, die am Screening teilnehmen, ist der Ablauf typischerweise wie folgt: Etwa 970 erhalten direkt einen unauffälligen Befund. Bei rund 30 Frauen ist das Ergebnis auffällig und bedarf einer weiteren Abklärung. Von diesen 30 Frauen benötigen etwa 12 eine minimal-invasive Gewebeentnahme (Biopsie). Am Ende wird bei 6 der ursprünglichen 1.000 Frauen die Diagnose Brustkrebs gestellt. Diese Zahlen verdeutlichen zweierlei: Die allermeisten Verdachtsfälle bestätigen sich nicht, was für die hohe Qualität des Screenings spricht, aber die Abklärungsphase kann für die betroffenen Frauen psychisch sehr belastend sein.

Diese Fakten zu kennen, ist kein Argument gegen die Früherkennung. Es ist vielmehr die Grundlage für eine informierte Entscheidung. Die Teilnahme an Screening-Programmen ist eine persönliche Wahl. Indem Sie sowohl den potenziellen Nutzen (Rettung von Leben) als auch die potenziellen Nachteile (psychischer Stress durch falsche Alarme, Überdiagnosen) kennen, können Sie diese Entscheidung selbstbewusst für sich treffen. Es ist der letzte, entscheidende Baustein für Ihre Rolle als mündige Partnerin im System der Gesundheitsvorsorge.

Die Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen der großen Screening-Programme in Deutschland ist essenziell, um eine fundierte und persönliche Entscheidung für die eigene Gesundheit zu treffen.

Sehen Sie Ihren nächsten Vorsorgetermin nicht als Pflicht, sondern als Chance. Vereinbaren Sie heute noch Ihren Termin und gehen Sie das Gespräch als informierte Partnerin für Ihre Gesundheit an.

Geschrieben von Dr. med. Anja Wagner, Dr. med. Anja Wagner ist eine Gynäkologin und Endokrinologin mit über 15 Jahren Praxiserfahrung in Hamburg, spezialisiert auf die ganzheitliche Betrachtung hormoneller Gesundheit von der Pubertät bis in die Wechseljahre.